VON FLUSS UND SEE – ODER WIE DER FROST IM FRÜHJAHR ZUR FROHEN BOTSCHAFT WURDE

Man nehme einen späten Frost im April, zwei Weingüter und ein Versprechen, stets erstklassigen Wein zu produzieren. Und siehe da, ein neuer Wein ist geboren – Von Fluss und See. Aber fangen wir ganz von vorne an.

Als ich am Morgen des 21. Aprils 2017 meinen Rundgang durch den Rebberg machte, sahen die Dinge nicht sonderlich gut aus. Der Spätfrost in der Nacht vom 20. auf den 21. April hatte unseren Reben einiges abverlangt. Besonders unsere weissen Sorten Räuschling, Sauvignon Blanc und Chardonnay wurden hart von der Frostnacht getroffen. Bereits da war mir klar, dass unser beliebter Räuschling Höcklistein und auch unser Räuschling Tradition nächstes Jahr nicht auf den Markt kommen werden.

Trotz dieser erschütternden Tatsache waren wir erfreut, festzustellen, dass das Traubengut auf dem Rebberg des Weinguts Schmidheiny den kalten Nächten getrotzt hatte. Der Ernteausfall würde minimal sein und tatsächlich konnten im Herbst 2017 Johanniter, Müller-Thurgau und Elbling in hervorragender Qualität geerntet werden. Der Gedanke war naheliegend: Warum nicht einfach einen Wein keltern, der das Traubengut beider Weingüter vereint?

Manch einer mag es Winzerglück nennen, dass die Ernte im Rheintal uns eine so hervorragende Auswahl an hochstehendem Traubengut beschert hatte. Und auch am Zürichsee blieb uns ein kleiner Rest Räuschling erhalten. Zudem konnten wir genug Räuschling von unserer Lage Äfenrain ernten, sodass 2018 erstmals unser Lagenwein Räuschling Äfenrain auf den Markt kommen würde. Die Mariage der Trauben beider Weingüter ermöglichte es uns schliesslich, einen einmaligen Wein zu gewinnen, bestehend aus Räuschling und Merlot Bianco vom Höcklistein und Johanniter, Müller-Thurgau und Elbling vom Weingut Schmidheiny. Gewissermassen ein Frostjahrgang, der in seinem Aroma – ähnlich wie unser Räuschling – frisch, blumig und fruchtig daherkommt.

Von Fluss und See – ein melodischer Name, der die Herkunft des Weins verrät. Die beiden Gewässer, Rhein und Zürichsee, sind bezeichnend für das jeweilige Mikroklima der beiden Regionen. Ob und wie das fliessende und das stille Gewässer im letzten Jahr verantwortlich für die jeweilige Ernte waren, bleibt ein Geheimnis, über das sich nur spekulieren lässt. Ich für meinen Teil freue mich, unseren Kunden, die sich nach unserem Räuschling sehnen, stattdessen diesen einmaligen Wein anbieten zu können, der sie zu leichten Gerichten durch die sonnige Jahreszeit begleitet.

AST Unterschrift

Andreas Stössel
Oenologe

Von Fluss und See – Degustationsnotiz. Der Frost hat diesem Wein nichts abgetan. Duft nach weissen Blumen, Feuerstein und exotischen Früchten vermischt mit Zitrusnoten, besonders Zitrone und Grapefruit. Im Gaumen ein lebendiges Spiel zwischen Extrakt und Säure. Anhaltender Abgang.